Dauerschmerz / Schmerzfragebogen
Wenn der Schmerz aus einem akuten, vor Schaden warnendem und somit in gewisser Weise „schützenden“ Stadium zu einem chronischen und dann oft quälenden Dauerzustand geworden ist, müssen die notwendigen Behandlungsansätze den Grundsätzen einer ganzheitlichen Betrachtung folgen.
Der gebrochene Fuß muss eingegipst und ruhiggestellt werden, dann beruhigt sich der Schmerz in aller Regel.
Beim chronischen Schmerz ist eine vollständige Heilung nach einem „Trauma“ (z.B. Verletzung, Operation, Unfall, Überlastung, Daueranspannung u.v.m.) nicht möglich gewesen.
Hier stellt sich sofort die Frage nach dem Warum?
Hierzu bedarf es einer genauen Betrachtung aller beteiligten Aspekte die bei der Entstehung der Schmerzen auf uns eingewirkt haben.
Wie beim akuten Schmerz, stellt zunächst eine Analyse der somatischen (körperliche und somit oft „sichtbare und messbare“) Faktoren eine notwendige Basis für erste Diagnose und Therapieschritt.
Aus der Forschung über chronischen Schmerz und dem Prozess seiner Entstehung (= Chronifizierung) besteht heute jedoch eine Übereinkunft darin, dass psycho – emotionale Prozesse (Gefühle, Stimmung, Affekte als Ausdruck derselben) auf das engste mit dem Erleben von Schmerz verbunden sind.
„Die emotionale Komponente des Schmerzes wird gleichberechtigt neben die sensorische (wahrgenommene) gestellt.“ (Definition nach der International Association for the study of pain) „…..dem Schmerz Leidenden gibt dieser (der Schmerz) Auskunft über seinen augenblicklichen inneren (komplexen) Zustand.“ (1).
Hierbei spielen die Impulse aus dem vegetativen Nervensystem (z.B. Herzschlag, Schwitzen, Atmung, Darmaktivität u.v.m.), dem Hormonsystem (z.B. Schilddrüsenstörung wie die Hashimotothyreoiditis) und dem Immunsystem (z.B. Borreliose) eine wichtige, modulierende Rolle in der Erfahrung von Schmerz und seinen Schwankungen.
Aufgabe der Schmerzmedizin ist es, gemeinsam mit Ihnen auf Spurensuche zu gehen um Ihren Schmerz so gut wie nur möglich zu verstehen und seine, oft sehr individuelle Klinische Erscheinung zu erfassen.
Vor dem Aufnahmegespräch bitten wir Sie einen Schmerzfragebogen auszufüllen. Diesen werten wir aus und er bildet eine Grundlage für die Untersuchung und Anamnese (ausführliches ärztliches Gespräch über Ihre Krankengeschichte).
In der Vielzahl an Möglichkeiten einen chronischen Schmerz zu entwickeln ist die Gruppe der Schmerzen im und aus dem Bewegungsapparat (Muskeln, Sehnen, Faszien, Knochen und Gelenke) z.B. wie Rückenschmerzen, Spannungskopfschmerzen, Gesichtsschmerzen oder Gelenkschmerzen, einer der häufigsten. Dabei stellen sie entweder die Hauptursache oder sind bei anderen Schmerzerkrankungen beteiligt.
Auch hier ist die klinische Einteilung (mod. nach 1) in:
- überwiegend organisch bedingte chronische Schmerzen die mit der Zeit zu psychischen Veränderungen beigetragen haben („somatopsychischer Schmerz“)
- ein zeitliches Zusammenfallen emotionaler Belastung mit Schmerz („psychosomatisches Simultangeschehen“)
- ein Überwiegen psychischer Anteile in der Schmerzerfahrung mit der Option organischer Veränderungen hilfreich um die vielfältigen Ausdrucksformen des Schmerzes zu verstehen. Auch kann so erkannt werden, ob eine eigenständige Schmerzkrankheit vorliegt.